Melanie ist 33 Jahre, Dipl. Mentaltrainerin, Coach, Autorin und Bloggerin. Vor knapp drei Jahren stellte sich ihr Leben im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf. Eine chronische Schmerzkrankheit überrollte sie und seither leidet sie 24 Stunden täglich an Kopfschmerzen. Trotzdem eroberte sie sich ihre Lebensfreude zurück. Ein wichtiger Faktor dafür, waren die Honigperlen des Lebens. Auf ihrem gleichnamigen Blog – www.honigperlen.at – teilt sie ihre Erfahrungen und liefert Anregungen für ein erfülltes Leben voller Freude.
Heute darf ich einen Gastbeitrag von ihr posten, der mich besonders berührte.
Selbstfürsorge
Als ich neulich die Geschichte einer jungen Frau las, wurde mir wieder einmal bewusst, was es bedeutet den eigenen Bedürfnissen Vorrang zu geben und gut für sich selbst zu sorgen. Weil unser Wohlbefinden maßgeblich von der Fähigkeit zur Selbstfürsorge abhängig ist, möchte ich heute darüber schreiben.
Die Geschichte von Jasmin, die sich nicht um sich kümmerte
Die 27-jährige Jasmin hatte eine glänzende Karriere hingelegt und war innerhalb kürzester Zeit in die Führungsetage eines etablierten Unternehmens aufgestiegen. Ihren Lebensstil hatte sie ihren Bestrebungen angepasst. Eine Arbeitswoche umfasste bei ihr deshalb teilweise bis zu 60 Stunden. Nebenher absolvierte sie ein zweites Studium. Und weil sie auch den täglichen Laufsport nicht vernachlässigen wollte, begnügte sie sich mit fünf bis sechs Stunden Schlaf pro Nacht.
Entspannung oder Genuss ihrem Körper und ihrer Seele zu Liebe, waren ihr fremd. Zufrieden mit sich selbst, war sie immer nur dann, wenn sie gute Leistungen erzielte. Wurde sie ihren eigenen Erwartungen nicht gerecht, hagelte es brutale Selbstkritik. Im Nachhinein vermutete sie, dass sie sich gedanklich mehrmals täglich selbst beschimpfte. „Ich Idiotin, ich kann gar nichts, ich bin für alles zu blöd, eine Versagerin… usw.“
5 selbstzerstörerische Verhaltensweisen von Jasmin
- Alles was zählte, war Leistung.
- Ihren inneren Bedürfnissen schenkte sie keine Aufmerksamkeit.
- Sie definierte ihr Leben ausschließlich über Taten und Erfolge.
- Ihr vorrangiges Ziel war es, ihren eigenen Erwartungen gerecht zu werden und die der anderen zu übertreffen.
- Im gedanklichen Gespräch mit sich selbst, agierte sie brutal.
Und dann änderte sich alles!
Als die junge Frau plötzlich immer wieder erkrankte, riet ihr der Arzt dazu einen Therapeuten aufzusuchen. Aus purer Verzweiflung kam sie seinem Rat nach und machte eine Gesprächstherapie. Ein Burnout wurde nicht diagnostiziert, anstatt dessen aber ein selbstzerstörerisches Verhalten.
Über viele Monate hinweg musste Jasmin lernen, dass auch ihre Seele und ihr Körper Bedürfnisse haben, die ebenso wie die Ziele ihres Verstandes erfüllt werden wollen. In dieser Zeit wurde ihr auch bewusst, welche Wirkung ihre eigenen Gedanken, die sie sich selbst gegenüber hegte, auf ihr Unterbewusstsein hatten. Deshalb fing sie an ihr Bewusstsein zu schärfen und sprach nun anstatt hart und unbarmherzige liebe- und verständnisvolle Worte sich selbst gegenüber aus.
Nach was sehnst du dich wirklich?
Bestimmt ist Jasmin ein ganz besonderer Härtefall. Dennoch leiden viele Menschen an einer abgemilderten Form von selbstzerstörerischem Verhalten. Die äußeren Gegebenheiten überschatten unsere inneren Bedürfnisse. Oftmals bemerken wir dann gar nicht, dass wir uns nach Ruhe, Liebe, Bewegung, einer warmen Mahlzeit oder Geborgenheit sehnen.
Vorrangig in unserem Kopf sind jene Dinge, die wir erledigen müssen und Leistungen, die wir zu erbringen haben. Hinzu kommt, dass wir in der Lethargie der Unbewusstheit mit vernichtenden Worten uns selbst gegenüber um uns werfen.
Was bedeutet Selbstfürsorge?
- Du bist dir darüber bewusst, dass du unabhängig von deinen Leistungen wertvoll und liebenswert bist.
- Du kommst deinen seelischen und körperlichen Bedürfnissen nach. Du spürst, wenn du Hunger oder Lust auf Bewegung hast. Du bemerkst, wenn du dich nach Liebe, Geborgenheit oder Ruhe sehnst und stillst deine Bedürfnisse.
- Du bist im Einklang mit dir. Auch dann wenn du ruhst, faulenzt oder scheinbar sinnlose Dinge tust. Denn du weißt, dass genau diese Dinge deinem Wohlbefinden gut tun.
- Du machst dich unabhängig von den Erwartungen anderer. Auch wenn du deine eigenen Erwartungen nicht erfüllst, bist du liebevoll und nachsichtig mit dir selbst.
- Du vermeidest gedankliche Selbstbeschimpfung und verwendest vorrangig aufbauende und verständnisvolle Worte dir selbst gegenüber.
Dein 10 Minuten Date mit dir
Obwohl ich glaube, gut für mich selbst zu sorgen, verliere auch ich den ein oder anderen Aspekt immer wieder aus den Augen. Wenn ich bemerke, wie mein Energielevel nach unten geht, weil ich mich beispielsweise unfrei, unwohl, beklemmt, wertlos oder unsicher fühle, plane ich noch am selben oder spätestens am nächsten Tag einen 10-Minuten-Termin mit mir selbst. Bewaffnet mit Papier und Stift mache ich es mir an einem meiner Lieblingsplätzen gemütlich:
- Dann frage ich mich: Welche Bedürfnisse hat mein Körper? In etwa so: „Hallo lieber Körper, wie geht es dir denn? Was kann ich für dich tun, damit es dir besser geht? Wonach sehnst du dich?“ Intuitiv notiere ich mir die Antworten dazu.
- Im nächsten Schritte frage ich mein Herz oder meine Seele. „Was wünscht du dir? Was fehlt dir? Welches negative Gefühl – z.b. Angst, Traurigkeit, Selbstzweifel – ist im Vordergrund? Und was kann ich dazu beitragen, dass das Bedürfnis hinter meinem Gefühl gestillt wird?
- Dann schaue ich mir noch die Erwartungen an. Ich frage mich, ob aktuell unbewusste Erwartungen von Außen oder mir selbst auf mich einwirken. Finde ich tatsächlich welche, so stelle ich diese in Frage. Muss ich diese Erwartungen tatsächlich erfüllen oder glaube ich nur es zu müssen?
- Zum Abschluss schreibe ich mir selbst noch eine kurze Nachricht. Falls es die Zeit nicht erlaubt, geht das auch im Gedanken. Das klingt dann in etwa so: „Ab jetzt achte ich wieder auf den liebevollen Umgang mit mir selbst. Ich habe es verdient, dass man liebevoll mit mir umgeht. Ich mag mich so, wie ich bin und bin stolz auf alles, was ich tue oder lasse. Ich glaube an mich und weiß, dass ich Großes bewirken kann. Ich bin liebenswert und liebevoll usw.
- Die 10-Minuten Einheit beende ich mit folgendem Gedanken: „Ich bin nicht das, was ich tue oder leiste, sondern das, was ich bin. Ich darf einfach sein und das ich gut so.“
Vertraue auf dich selbst!
Wenn mein Selbstfürsorge-Termin zu Ende ist, bemerke ich meist rasch, wie meine Energie zurückkehrt und ich mich schlagartig besser fühle. Das liegt natürlich nicht nur an der zehnminütigen Selbstmanagement-Einheit, sondern vor allem daran, dass ich die, durch die Fragen herausgefilterten Bedürfnissen, auch stille. Das ist nicht immer einfach. Oftmals glauben wir nämlich, jemand anderer müsste unsere Bedürfnisse stillen. Streiche diesen Gedanken am besten und vertraue darauf, dass du selbst der Profi bist, wenn es darum geht deine Bedürfnisse zu erfüllen.
Deine erste Pflicht ist es, dich selbst glücklich zu machen! – Ludwig Feuerbach
Liebe Grüße deine Melanie
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