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Wie du persönliche Grenzen setzt, um du selbst zu bleiben

Wir Menschen mögen keine Grenzen. Allein schon das Wort hat etwas bedrückendes an sich. Wir wollen grenzenlos sein, miteinander verbunden und unbegrenzt. Und deshalb sprengen wir unsere Grenzen immer wieder, setzen uns über sie hinweg, reissen sie ein. Oft übersehen wir dabei aber, dass Grenzen nicht immer nur schlecht sind. Manchmal sind Grenzen sogar unbedingt notwendig. Vor allem dann, wenn es um unsere persönlichen Grenzen geht.

Was sind persönliche Grenzen?

Schauen wir uns das doch mal genauer an. Was sind persönliche Grenzen eigentlich? Eine persönliche Grenze ist etwas, dass dich definiert und von anderen Menschen abGRENZT. Und das ist nicht im negativen Sinne gemeint. Sie unterscheidet dich vom Rest der Welt, sie macht deine Individualität aus, sie macht dich zu dem, was DU bist. Persönliche Grenzen zu haben bedeutet, dich selber gut genug zu kennen, um zu wissen, was du willst und was du eben nicht willst.

Wo fängst du an? Wo beginnt die andere Person? Was willst du im Leben? Und was willst du auf keinen Fall? Wie willst du von anderen Menschen behandelt werden? Was ist richtig für dich und was ist falsch? Was magst du und was nicht? Aber auch: Was ist deine Lieblingsfarbe oder dein Lieblingsessen? Persönliche Grenzen definieren die Frage: Wie unterscheide ich mich selbst vom Rest der Welt? Dabei geht es nicht um Widerstand sondern darum, seine eigene Individualität und Autonomie zu erfahren und zu bewahren. 

Dabei gibt es körperliche Grenzen wie beispielsweise den persönlichen Platz, den du brauchst, die Entscheidung, wie nahe dir jemand kommen darf oder auch, wer dich wie berühren darf. Emotionale Grenzen dagegen definieren deine Gefühle, dein Verhalten, deine Glaubenssätze. Diese sollten ganz klar von den Gefühlen, dem Verhalten und den Glaubenssätzen der anderen Menschen abgegrenzt sein. Nur weil jemand anderes wütend ist, heißt das nicht, dass du das auch sein musst.

Sind deine Grenzen zu schwach?

Vielleicht denkst du dir jetzt, dass du solche Grenzen ganz klar definiert hast. Aber ist das wirklich so? Oder sagst du vielleicht manchmal „Ja“, wenn du eigentlich „Nein“ sagen willst? Vielleicht akzeptierst oder tust du öfter Dinge, obwohl du das gar nicht möchtest? Erlaubst du anderen, dich zu unterbrechen oder dich runterzumachen? Gibst du deine Pläne oder Träume für jemand anderen auf? Hast du Angst davor, was andere von dir denken? Bleibst du deshalb öfters auch einfach still, obwohl du etwas sagen möchtest? Teilst du deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle nicht mit anderen und erfüllst sie dir auch nicht?

Wenn irgendetwas davon auf dich zutrifft, dann solltest du dir auf jeden Fall nochmal Gedanken über deine persönlichen Grenzen machen und sie klar definieren. Denn wenn wir keine Grenzen definiert haben, dann lassen wir uns von anderen alles gefallen. Und wir machen unseren Selbstwert daran fest, wie andere uns behandeln.

Warum verletzen wir unsere Grenzen?

Schon als Kind wurde den meisten von uns beigebracht, dass wir uns selber nicht vertrauen können. „Hör auf zu weinen, das tut doch gar nicht weh!“, „Du weißt nicht was das Beste für dich ist, ich weiß das viel besser.“ oder: „Das kannst du nicht, lass das jemand anderen machen.“ Natürlich wollten unsere Eltern, Lehrer, Freunde immer nur das Beste für uns. Aber durch solche Ansagen haben wir gelernt, dass wir uns selber besser nicht vertrauen sollten.

Und wenn wir uns selber nicht vertrauen können, dann können wir auch keine gesunden Grenzen setzen. Denn woher wollen wir denn wissen, was das Beste für uns ist? Vielleicht weiß es ja doch jemand anderes besser? Wir kennen uns zu schlecht, sind ja nicht einmal in der Lage, unsere eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Wie sollen wir uns dann selbst vertrauen? 

Wir haben gelernt, immer die Gefühle und Bedürfnisse der anderen über unsere zu stellen. Wir fühlen uns schuldig, wenn wir Grenzen setzen und haben Angst vor Zurückweisung und Streit. Denn Menschen können ziemlich sauer werden, sobald man ihre Bedürfnisse nicht mehr priorisiert und anfängt, sich um seine eigenen zu kümmern. Und so verletzen wir unsere Grenzen selbst, indem wir erlauben, dass andere sie verletzen. Wir verleugnen unsere Bedürfnisse, schieben unsere Probleme auf andere und behandeln dadurch letzten Endes nicht nur uns selbst, sondern auch die anderen schlecht.

Wie wir unsere Grenzen definieren

Und genau deshalb ist es so wichtig, gesunde persönliche Grenzen zu setzen. Wir brauchen sie einfach, wenn wir gesunde Beziehungen haben wollen. Zu anderen, wie auch zu uns selbst. Wir müssen Verantwortung übernehmen, damit wir von anderen und auch von uns selbst nicht schlecht behandelt werden.

Und woher wissen wir, wie wir unsere Grenzen definieren sollen? Ganz einfach: Unsere Gefühle zeigen es uns! Denn sobald eine Grenze verletzt wird, fühlen auch wir uns verletzt. Unsere Emotionen sind unser internes Navigationssystem. Wir müssen also einfach nur auf sie achten um zu verstehen, wo unsere persönlichen Grenzen liegen.

Genau deswegen können nur wir selber wissen, wo wir diese Grenzen setzen müssen. Denn weder unsere Familie, noch unsere Freunde, noch die Gesellschaft hat Zugriff auf unsere Gefühle.

4 Tipps, um Grenzen zu setzen

1. Selbstfürsorge

Bevor wir Grenzen setzen, müssen wir natürlich erstmal wissen, was unsere persönlichen Grenzen sind. Oft ist es nicht so einfach, seinen Emotionen zu folgen, denn viele von uns haben verlernt, zu fühlen. Deshalb müssen wir öfter Pausen machen, uns um uns kümmern, unsere Bedürfnisse und Wünsche wertschätzen und sie erfüllen.

Wir können uns fragen:

  • Worüber bin ich unglücklich?
  • Gibt es vielleicht eine Grenze, die hier verletzt wurde?
  • Welche Grenze muss ich setzen, damit ich mich wieder besser fühle?

Folgende Artikel können auch helfen:

Wie man wieder lernt, zu fühlen (Gefühle verstehen)

Was brauchst du wirklich? Wie du deine wahren Bedürfnisse erkennst

Warum Selbstliebe das Gegenteil von Egoismus ist

2. Tu es!

Sobald du weißt, welche Grenzen du setzen musst, tue es! Auch wenn du dich dabei egoistisch fühlst und Angst vor den Reaktionen anderer hast. Das ist am Anfang vollkommen normal, denn immerhin hast du dein ganzes Leben lang versucht, es den anderen Recht zu machen und dich dabei vollkommen vernachlässigt.

Trotzdem solltest du ruhig und freundlich bleiben, wenn du anderen deine Grenzen mitteilst. Manche Menschen können ziemlich heftig reagieren, wenn du plötzlich nicht mehr das machst, was sie von dir verlangen oder von dir gewohnt sind. Aber dafür bist du nicht verantwortlich, denn das ist die Entscheidung der anderen Person. Versuche einfach so ehrlich und authentisch wie möglich zu sein und deine Botschaft so klar wie möglich zu kommunizieren

3. Bleib dabei!

Sobald du eine Grenze gesetzt hast, bleibe dabei! Lass dich nicht dazu überreden, sie wieder einzureissen. Stehe zu deinen Bedürfnissen und zu deiner Entscheidung. Stehe zu dir selbst!

Du muss dich nicht rechtfertigen und du musst dich auch nicht dafür entschuldigen! Du brauchst nicht das Einverständnis der anderen. Denn niemand weiß so gut was du brauchst, wie deine eigenen Gefühle. 

4. Hol dir Unterstützung

Wenn Menschen deine Grenzen nicht respektieren, auch wenn du sie ihnen klar mitteilst, dann ist dies ein Zeichen dafür, sie gehen zu lassen. Manche Menschen sollen einfach nicht für immer in deinem Leben bleiben und das ist okay so. Finde Leute, die deine Grenzen respektieren und auch schätzen! Es gibt genug von diesen Leute und du hast es verdient, von ihnen umgeben zu sein.

Wir alle haben ein Recht darauf, unsere Gefühle auszudrücken und uns selbst zu verwirklichen. Und das sollten wir auch tun, wenn wir absichtlich leben wollen. Wir müssen wissen, wer wir sind und was wir wollen und dies den anderen Menschen auch mitteilen. Trotzdem sollten wir immer auch die Gefühle der anderen akzeptieren, denn jeder hat seine ganz eigene, individuelle Wahrheit und seine eigenen persönlichen Grenzen.

Manchmal sind unsere Grenzen mit denen einer anderen Person nicht kompatibel. Und das ist okay, denn wir müssen nicht mit jedem Menschen kompatibel sein. Nur Menschen, die selber keine persönlichen Grenzen gesetzt haben, können „Everybody´s Darling“ sein. Mit gesunden, klar definierten persönlichen Grenzen jedoch, wirst du bald nur noch von Menschen umgeben sein, die wirklich zu dir passen. Menschen, die dich genauso lieben, wie du bist. Mit all deinen Grenzen.

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