Das Leben besteht aus all unseren Entscheidungen, die wir ununterbrochen treffen. Diese reichen von mehr oder weniger belanglosen Entscheidungen wie: „Was ziehe ich heute an?“, „Fahre ich heute mit dem Bus oder mit dem Fahrrad zur Arbeit?“, bis zu lebensverändernden Entscheidungen wie: „Möchte ich Kinder?“ oder „Soll ich in meinem Job bleiben oder kündigen?“.
Jeder Moment ist eine Entscheidung. Nach jeder Entscheidung folgt eine andere. Und vor allem in unserer heutigen Zeit müssen wir mehr Entscheidungen treffen denn je. Denn nie hatten wir so viel Auswahl und so viele Möglichkeiten, wie heute.
Wir müssen uns entscheiden, welche Bücher wir lesen wollen, welcher Ernährungsweise wir folgen, welche Sportart uns liegt, welcher Kleidungsstil zu uns passt, welche Couch wir wählen, welche Apps wir installieren, und und und … Zu viele Optionen können dazu führen, dass wir uns einfach nicht entscheiden können und uns deshalb vor einer Entscheidung drücken.
Die Qual der Wahl
Ja, freie Auswahl bedeutet Freiheit. Und wir haben das große Glück, diese Entscheidungsfreiheit zu haben. Dadurch wird uns die Möglichkeit gegeben, uns selber zu verwirklichen und unsere Einzigartigkeit zu zeigen und zu leben. Dieses Privileg hat nicht jeder und deshalb sollten wir dankbar dafür sein.
Trotzdem kann diese Freiheit Fluch und Segen zugleich sein. Denn wenn wir zu viele Möglichkeiten haben verschwenden wir oft unsere Zeit damit, die einzelnen Optionen miteinander zu vergleichen, um auch ja die beste Möglichkeit zu wählen. Und je mehr wir abwägen, desto größer wird unsere Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen. Unsere Freiheit kann also ganz schnell zu unserem Gefängnis werden. Was ziemlich paradox ist.
Kennst du das, wenn du vor deinem Kleiderschrank stehst und dich einfach nicht entscheiden kannst, was du anziehen sollst? Oder wenn du mit Freunden einen Film sehen willst und ihr euch einfach nicht einig werdet, welchen Film ihr denn nun schauen wollt? Oder wenn du eine neue Gesichtscreme, oder neue Schuhe, oder einen neuen Laptop kaufen willst und du aufgrund der großen Auswahl einfach keinen Entschluss fassen kannst?
Ich zumindest kann mich mit all diesen Beispielen identifizieren. Oft verbringe ich mehr Zeit damit einen passenden Film zu suchen, als dann tatsächlich den Film zu schauen. Es gibt einfach so viele Möglichkeiten und ich will doch erst alle Optionen unter die Lupe nehmen, um die bestmöglichste Entscheidung treffen zu können. Was für eine Zeitverschwendung!
Dieses oder jenes?
Sicher kennst du diese Situationen auch. Und es ist ganz egal, ob es sich dabei um eine große, oder um eine kleine Entscheidung handelt. So oft verbraucht der Entscheidungsprozess letzten Endes mehr Zeit, als die daraus folgende Handlung oder Erfahrung. Und dadurch dass sich unsere Gesellschaft immer weiter entwickelt, wachsen unsere Optionen weiterhin ständig. Kein Wunder also, dass wir uns oft erdrückt und überfordert fühlen, oder?
Zu viel Auswahl zerstreut uns. Dieser Experte empfiehlt uns etwas, ein anderer Experte ratet uns davon ab. Es gibt zahlreiche Reviews mit gespaltenen Meinungen. Sollen wir, oder sollen wir nicht? Wir sind total verwirrt! Der einzige Weg also, um nicht von zu vielen Auswahlmöglichkeiten erschlagen zu werden ist, seine Optionen zu begrenzen!
Begrenze deine Optionen
Das Beste das wir tun können ist also tatsächlich unsere Auswahl bewusst zu begrenzen. Uns selber zu begrenzen. Das heißt, wir entschließen uns bewusst dazu, weniger Optionen offen zu haben. Wir verpflichten uns selber dazu, nur noch aus bestimmten Bereichen wählen zu können.
Ich zum Beispiel habe mich dazu entschieden, bestimmte Klamotten nur noch von einer bestimmten Marke zu kaufen, weil mich diese Marke nie enttäuscht hat und ich weiß, dass mir die Klamotten passen. So erspare ich es mir, von einem Geschäft zum nächsten zu laufen und trotzdem nichts zu finden. Wenn ich mich bei der Filmauswahl nicht entscheiden kann, wähle ich einfach irgendeinen Film von einem meiner Lieblingsregisseure.
Ich habe meine Standard Café-Kette in die ich immer gehe, egal wo auf der Welt ich mich gerade befinde. Ich mache meine Yogaübungen immer mit der selben YouTube Yogalehrerin und wechsle nicht mehr hin und her. Ich benutze immer die selben Shampoos, Cremes und Gesichtskosmetik. Wenn also etwas leer ist muss ich mich nicht erst aus hunderten von Optionen für etwas neues entscheiden, sondern bestelle einfach wieder dasselbe nach.
Ich lese nicht mehr planlos irgendwelche Artikel, sondern nur noch die Themen, die mich wirklich interessieren. Und auch diese Themen habe ich eingeschränkt. Es bringt mehr, ein paar wenige Themen zu vertiefen und ein großes Wissen darin aufzubauen, als in vielen verschiedenen Bereichen ein bisschen etwas zu wissen.
Beschränkung bringt Freiheit?
Wenn man also herausfindet, was einem wirklich wichtig ist, was für einen gut funktioniert und man sich dann darauf beschränkt, gibt einem das viel mehr Fokus und weniger Verwirrung. Ja, Beschränkung hört sich erstmal nach weniger Freiheit an. Aber ist das wirklich so? Oder gibt uns diese Entscheidung nicht sogar mehr Freiheit?
Seine Optionen bewusst zu beschränken ist keine leichte Entscheidung und erfordert Mut. Tatsächlich ist es aber oft gar nicht so wichtig für was wir uns entscheiden. Wichtiger dagegen ist, DAS wir uns entscheiden. Und diese Entscheidungen fallen uns eben deutlich leichter, wenn wir uns auf eine kleinere Auswahl festlegen. Wir treffen eine Entscheidung und verpflichten uns dazu. Ende.
Dieser Prozess bringt uns außerdem viel mehr Klarheit und inneren Frieden. Fühlt es sich nicht unglaublich gut an, eine klare Entscheidung getroffen zu haben? Nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, welche Option die Bessere ist? Dieses Gefühl fühlt sich doch viel mehr als Freiheit an, als von zu viel Auswahl erschlagen zu werden, oder?
4 Schritte zu schnelleren Entscheidungen
Wie aber beschränken wir unsere Optionen jetzt? Hier sind vier Schritte, die dir vielleicht dabei helfen können.
1. Beschränke/Definiere deine Auswahl
Zunächst einmal solltest du dich bewusst dafür entscheiden, in den nächsten Wochen darauf zu achten, deine Optionen in einzelnen Lebensbereichen zu begrenzen. Diese Optionen könnten Beispielsweise die Dinge die du isst betreffen, die Webseiten, die du besuchst, die Leuten, denen du folgst, oder die Bücher, die du liest.
Achte einfach in allen Lebensbereichen darauf, deine Optionen zu beschränken, indem du du dich auf das Wichtigste konzentrierst. Du kannst dafür auch deine Liste mit den verschiedenen Lebensbereichen und Verpflichtungen nutzen, die du gemacht hast, wenn du diesen Blogartikel gelesen hast. Falls du dir noch keine solche Liste gemacht hast, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dafür. So eine Übersicht kann dir sehr dabei helfen, deine Auswahl zu beschränken.
Was sind deine Lieblingsmarken? Was interessiert dich wirklich? Welche Lebensmittel schmecken dir am besten und sind gleichzeitig gut für dich? Stelle dir vor, es würde nur eine Option geben: Mit welcher könntest du leben? Analysiere nicht zu viel. Höre lieber auf dein Gefühl. Wenn du später merkst, dass dir deine Entscheidung doch nicht gefällt, kannst du sie natürlich jederzeit ändern.
2. Blende alles andere aus
Wenn du deine Optionen nun in allen Bereichen begrenzt hast, blende alle anderen Optionen aus. Natürlich ist das oft leichter gesagt als getan, aber wir wollen unser Leben doch vereinfachen und weniger Zeit mit Unentschlossenheit verschwenden. Bleibe deshalb also so gut es geht bei deiner Standart-Auswahl.
3. Verpflichte dich
Wenn du deine Entscheidung getroffen hast, dann verpflichte dich auch dazu. Wenn wir unsere Entscheidungen ständig ändern und nicht ernst nehmen, dann verlieren wir das Vertrauen in uns selbst. Sobald eine Entscheidung getroffen wurde, sollte diese auch stehen. Halte dich an dein Wort. Auch wenn du dieses Wort nur dir selber gegeben hast. Vertraue dir selber genug, dass du in der Lage bist, die richtige Entscheidung zu treffen.
4. Werte deine Entscheidungen aus
Du hast dich nun also zu einigen Entscheidungen verpflichtet und ein paar Tage oder Wochen danach gelebt. Jetzt wird es Zeit, deine Entscheidungen zu bewerten. Hat deine Entscheidung die gewünschten Effekte erzielt? Fühlst du dich zum Beispiel besser, wenn du nur noch eine bestimmte Auswahl an Lebensmitteln isst? Waren diese Lebensmittel die richtigen für dich? Vielleicht hast du deinen Kleiderschrank ausgemistet. Wie fühlst du dich mit dieser Entscheidung? Hast du die richtigen Klamotten behalten?
Wenn du mit irgendeiner Entscheidung nicht zufrieden bist, dann versuche es erneut. Betrachte wieder alle Möglichkeiten und wähle eine aus, zu der du dich dann verpflichtest. Es ist egal, wenn deine erste Entscheidung nicht die richtige war. Immerhin hast du dich bewusst für etwas entschieden, anstatt einer Entscheidung aus dem Weg zu gehen. Sei stolz darauf! Sieh das ganze als eine Art Spiel und bleibe dabei immer neugiereig. Und irgendwann findest du auch in allen Bereichen die Optionen, mit denen du zufrieden bist.
Weniger ist mehr
Manchmal bedeutet Freiheit, sich bewusst dafür zu entscheiden, sich selber zu begrenzen. Manchmal bedeutet Freiheit sich auf eine Sache zu fokussieren und alles andere loszulassen. Manchmal bedeutet weniger eben mehr.
Seine Optionen zu begrenzen bedeutet nicht, mit Scheuklappen durch die Gegend zu laufen und immer nur am selben Fleck zu bleiben. Seine Optionen zu begrenzen bedeutet auch nicht, weniger Fehler zu machen. Stattdessen bedeutet es, sich bewusst für eine Sache zu entscheiden und dann einfach weiterzumachen, ohne dabei steckenzubleiben.
Wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, dann handeln wir eben auch schneller. Und ist es nicht besser eine falsche Entscheidung zu treffen und es dann erneut zu versuchen, als immer nur Angst davor zu haben, eine falsche Entscheidung zu treffen?
4 Comments
Die Bücher kenne ich und habe sie auch gelesen. Ich finde sie super geschrieben! Ein sehr gutes Thema sprichst du an, denn wir haben einfach in allem zu viele Möglichkeiten. Dieses Jahr habe ich mich bewusst zu einer minimalistischen Garderobe entschieden, in der ich vieles Kombinieren kann. Vorher hatte ich eine menge Auswahl, was mir zuviel war .-*
viele liebe Grüße
14. April 2018 at 11:45Melanie / http://www.goldzeitblog.de
Hallo Melanie,
16. April 2018 at 15:48schön wieder von dir zu hören 😀
Toll, dass du diesen Schritt gegangen bist. Eine minimaoistische Garderobe erspart einem so viel Zeit!
Liebe Grüße
Marina <3
Ich bin total begeistert von deinem Artikel! Ich liebe die Art wie du schreibst und der Beitrag ist wirklich super spannend ♥ weiter so!
Love BB Foxy
16. April 2018 at 20:57http://www.bbfoxy.de
Vielen Vielen Dank Foxy!
16. April 2018 at 21:30Das ist so schön zu hören 🙂
Liebe Grüße
Marina <3