[Dies ist ein Gastbeitrag von Nicole. Mehr Infos über die Autorin findest du weiter unten.]
8:30 Uhr: Eine neue Mail. 8:45 Uhr: 5 neue Whatsapp-Mitteilungen. 9:00 Uhr: Weltnachrichten im Radio. 9:05 Uhr: Facebook-Message. So in der Art sieht mein Alltag momentan aus. Man wird überflutet von Nachrichten, die einen nicht face-to-face, sondern über digitale Geräte erreichen. Heutzutage sind die meisten Menschen an das Ganze gewöhnt, doch es gibt auch Schattenseiten: Die Burnout-Raten werden größer, der Blutdruck steigt, der Stress nimmt zu.
Ich stelle mir oft die Frage, wie ich am besten, und wenn auch nur für kurze Zeit, aus dieser digitalen Welt flüchten kann. Ich frage mich, wie ich abschalten und aus dieser Schnelllebigkeit kurz mal aussteigen kann. Dafür nutze ich oft meine Reisen. Im Ausland ist es am einfachsten: Da gibt es sowieso kein Internet für mich, also lasse ich das Smartphone einfach ausgeschaltet. Anfangs denke ich mir immer, ich würde es nicht aushalten, aber wenn man den ganzen Tag beschäftigt ist und tatsächlich wieder richtig „lebt“, vergisst man das Ding in Sekundenschnelle.
In meinem Heimatland Österreich gestaltet es sich schon schwieriger, von meinen digitalen Geräten loszukommen. Bei meinem letzten Kurzurlaub im Böhmerwald habe ich es schon fast geschafft. Nach meiner Schneeschuhwanderung habe ich aber trotzdem wieder mein Smartphone gecheckt. Später habe ich nochmals einen Versuch gestartet und eine kleine Wanderung gestartet, nämlich am Johannesweg. Der Johannesweg kann als österreichische Antwort auf den Jakobsweg angesehen werden, er ist allerdings mit 80 Kilometern wesentlich kürzer. Der Weg führt durch die breite Landschaft des Mühlviertels in Oberösterreich und beinhaltet 12 Stationen, die sich mit den Themen Glück, Zufriedenheit, Freundschaft, Familie und Zuversicht beschäftigen. Exakt diese Werte spielen für mich auf meinen Reisen eine große Rolle. Oft drifte ich ab in eine Welt voller Termine, Hektik und Druck. Dabei vergesse ich häufig, was im Leben wirklich zählt. Für mich sind das Freunde, Familie und vor allem Gesundheit.
Nun zu meiner Wanderung. Leider hatte ich noch nicht die Zeit (da wären wir wieder beim Thema Stress..) den gesamten Johannesweg zu gehen, aber dafür immerhin die erste Etappe. Der Start ist in Pierbach. Dann wandert man neun Kilometer nach Schönau. Es geht immer wieder steiler bergauf, danach kommen ebenmäßige Abschnitte. Wir kamen an Wiesen, Wäldern und vielen verschiedenen Pflanzen vorbei. Im Wald fand ich auch ein paar Pilze. Ferner führte der Weg durch mehrere kleine Orte. Dort befinden sich sehr gepflegte Bauernhäuser, bewohnt von äußerst freundliche Menschen. Die Wanderer, die dort vorbei kommen, werden nett begrüßt. Teilweise kamen wir auch kurz ins Gespräch. In Schönau wurde uns von einem älteren Herren sogar ein Witz erzählt. Zuvor machten wir aber noch am Johannesbrunnen einen Stopp. Dieser befindet sich auf einem Hang neben einer kleinen Kapelle – der Anblick ist wirklich wunderschön. Hier befindet sich außerdem die erste Station und das erste Lebensmotto: HUMOR. Dieses Motto konnte ich auf der Strecke auch sofort in die Tat umsetzen, da ich mit meinen engsten Freunden unterwegs war – da ist Spaß natürlich garantiert!
Ich reise auch manchmal alleine an bestimmte Orte. Für viele Menschen kostet das Überwindung, aber ich persönlich bin auch gerne mal allein. Denn allein konzentriert man sich noch viel mehr auf sich selbst – vorausgesetzt das Smartphone ist ausgeschaltet. Dies gibt mir dann die Gelegenheit nur jene Dinge zu machen, die mir am meisten Spaß machen – wo ich will und wann ich will. Ich kann jedem nur empfehlen, mal auf eigene Faust auf Reisen zu gehen.
Zurück zum Johannesweg: Von Schönau aus geht es dann 17 Kilometer weiter nach St. Leonhard. Das erste Stück ist wirklich anstrengend – es geht einige Kilometer den Berg hinauf, vorbei an der Stoaninger Alm. Oben am Berg befindet sich der Herrgottsitz. Dort geht es dann mit dem nächsten Lebensmotto weiter: GEDULD. Bei den Stationen hielten wir immer kurz inne, um uns zu überlegen, was das Motto für uns bedeutet. Jeder sollte darüber nachdenken, wie man es auf dem nächsten Abschnitt, beziehungsweise überhaupt im Leben am Besten umsetzen kann. Danach führt der Johannesweg wieder bergab und man kommt bei den Ortschaften Stiftung und Reith vorbei. Nach einem weiteren Anstieg erreichten wir dann das nächste Motto: MUT. Mit diesem Leitgedanken machten wir uns auf zum letzten Abschnitt bis wir schlussendlich St. Leonhard erreichten.
Leider endete dort an diesem Tag schon unsere Wanderung. Nach der ersten Etappe war ich mir aber schon sicher, dass ich bald den gesamten Weg gehen werde. Zwischen den Teilstücken gibt es mehrere Unterkünfte, wo man übernachten kann. Die gesamte Wanderung sollte man dann in drei oder vier Tagen geschafft haben.
Auch zuhause habe ich mir die verschiedenen Stichworte nochmals durch den Kopf gehen lassen. Nun bin ich umso mehr gespannt, wie die weiteren Lebensmottos lauten. Ich habe bewusst noch nicht im Internet recherchiert, weil ich vor Ort überrascht werden möchte – weit entfernt von Smartphone und Computer.
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Über den Autor:
Mein Name ist Nicole und ich komme aus dem schönen Österreich. Dazu führe ich auch meinen eigenen Reiseblog: www.urlaube-oesterreich.at. An Österreich fasziniert mich insbesondere das breite Naturspektrum, die Kultur und die Tradition. Unterwegs bin ich meistens mit Freunden, manchmal aber auch alleine, um auch mal Zeit für mich selbst zu finden.
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