Wenn man eine Gruppe von Schülern frägt, was sie denn nach ihrem Abschluss gerne arbeiten würden, dann hat oft mindestens die Hälfte keine richtige Antwort darauf. Die Meisten leben einfach so in ihre Schulzeit hinein und hoffen, dass sie kurz vor dem Ende plötzlich die Erleuchtung finden und dann endlich wissen, was sie aus ihrem Leben machen wollen. Auch bei Studenten sieht das oft nicht anders aus.
Ich weiß, was ich möchte! Oder doch nicht?
Ich selber habe schon relativ früh von mir behauptet, dass ich ganz genau weiß, was ich später einmal machen will. Ungefähr seit der sechsten Klasse stand fest: Ich werde irgendetwas mit Medien machen! Am Besten etwas mit Film! Was für ein klarer Plan! 😉 Immerhin habe ich schon als Kind mit meinen Freundinnen immer Filme gedreht und fand das toll!
Deshalb machte ich während meiner Schulzeit auch ein Praktikum in einem Filmstudio und ging nach dem Abitur auf eine Medienschule, um dort eine Ausbildung als Cutterin und Kamerafrau zu machen. Aber irgendwie war das doch nicht so das Wahre. Ich meine, ich liebte es immer noch, Videoclips zu schneiden und auch filmen und fotografieren machte mir unglaublich viel Spaß.
Aber als Beruf? Den ganzen Tag vor dem Pc sitzen und Videoclips montieren, oder mit dem schweren Kamera-Equipment bei jedem Wetter draußen stehen zu müssen? Nein danke, das wollte ich dann doch nicht. Aber was dann? Regie würde mir auch gut gefallen, dachte ich, aber für ein Regiestudium genommen zu werden war beinahe unmöglich. Außerdem waren die meisten großen Regisseure gar nicht auf der Filmschule. Sie drehten einfach immer wieder ihre eigenen Filme, zeigten diese und irgendwann gelang ihnen der Durchbruch.
Soll ich das auch so machen? Aber wo bekomme ich das Geld dafür her?
Ich entschied mich erstmal dazu, Sprachwissenschaften zu studieren. Ich hatte schon immer ein großes Interesse an Sprache, Texten und schreiben und außerdem war auch Filmanalyse Teil des Studiums. Perfekt also! Nebenbei übernahm ich oft Komparsenrollen in Serien und Filmen und blieb deshalb weiterhin mit dem Filmgeschäft verbunden. Aber ich zweifelte immer mehr daran, ob ich das wirklich wollte.
Wie soll es jetzt weiter gehen?
Nach dem Studium stand ich dann da, den Bachelor in der Hand und keinen Plan, wie es jetzt weitergehen sollte. (Damals habe ich diesen Artikel dazu geschrieben). Ich bewarb mich für verschiedenen Praktika im Filmbreich, fing eines an, brach es wieder ab. Ich wusste nicht, wie ich im Filmbusiness am Besten Fuß fassen sollte. Und was genau wollte ich denn jetzt eigentlich beim Film überhaupt machen? Ich wusste es immer noch nicht. Es gab einfach zu viel Auswahl.
Ich steckte in einer Krise und wusste nicht, was der nächste Schritt war. Es konnte nicht ewig so weiter gehen. Ich wollte meinen Platz endlich finden.
Zu dieser Zeit fing ich, wegen mehreren gesundheitlichen Problemen (hier, hier und hier), damit an, mich mehr mit mir selbst zu beschäftigen und mich besser kennen zu lernen. Dadurch begann ich langsam umzudenken. Mir fiel ein, dass ich als Kind, bevor ich die Kamera für mich entdeckte, unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Das war mein absoluter Traum damals. Ich habe als Kind mehrere Geschichten geschrieben und ich habe es geliebt. Ich hatte viele Notizbücher, schrieb Tagebuch und fühlte mich einfach immer wohl, wenn ich meine Gedanken zu Papier brachte. Ich wollte Geschichten erzählen. Und dabei ging es ja auch beim filmen!
Auch in der Schule waren Deutsch und Englisch immer meine besten Fächer. Ich fühlte mich einfach wohl, im Umgang mit Sprache und Wörtern, wenn ich sie aufschreiben durfte. Und schließlich hatte ich ja auch Sprachwissenschaften studiert und sogar das Schreiben meiner Bachelorarbeit hatte mir Spaß gemacht.
Es deutete also schon immer alles darauf hin, ich sah es nur nie: Ich wollte schreiben!
Die Richtung ändert sich
Während mir das nach und nach immer klarer wurde, fing ich an, diesen Blog zu starten. Und dann schrieb ich nach Jahren endlich wieder ein ganzes Buch. Das machte mir alles so viel Spaß, dass mir irgendwann klar wurde, dass ich mich in meiner beruflichen Zukunft nicht mehr beim Film sah, sondern irgendwo, wo ich schreiben durfte.
Ich fing einen Job in einer Redaktion an und fand es einfach super. Das war vor circa einem halben Jahr und bis jetzt bin ich glücklicher, als je zuvor. Ich habe beruflich noch viel vor und bin noch lange nicht am Ende angekommen, aber ich weiß jetzt, wo ich hingehöre. Und am Wichtigsten ist: Ich tue jeden Tag das, was ich liebe!
Sollte ich irgendwann mal die Möglichkeit bekommen, an einer Filmproduktion mitzuarbeiten, dann würde ich sofort ja sagen. Aber das wäre dann eben nur ein Projekt und nicht mein Alltag. Wäre Regisseurin zu werden wirklich mein Herzenswunsch gewesen, dann hätte ich viel mehr dafür getan. Ich hätte mich von den strengen Aufnahmebedingungen für ein Studium nicht abschrecken lassen, ich wäre bereit gewesen umzuziehen und vor allem, ich hätte weiter Filme gedreht, egal unter welchen Umständen, einfach so, aus Spaß an der Freude.
Aber das war eben nicht so. Stattdessen habe ich diesen Blog gestartet, einfach so, aus Spaß an der Freude. Und das sagt ja schon alles.
Zu wissen, was man von seinem Leben möchte, wofür man brennt und was für ein Ziel man hat, gibt einem so viel neue Lebensfreude. Vielleicht hast du das für dich selbst schon herausgefunden. Vielleicht hast du aber auch noch keinen Plan, was du dir von deiner Zukunft erhoffst und wohin du möchtest. Und vielleicht bist du, wie ich damals, einfach immer noch auf der falschen Fährte.
Wo auch immer du gerade bist, du wirst herausfinden, was du willst, wenn du es wirklich möchtest. Alle Antworten liegen in dir, du musst sie nur suchen. Und wenn du deinen Traum identifiziert hast, dann geh los und mach ihn wahr!
3 Comments
Das klingt komplett anders wie der vorherige Text :DNutzt du deine Texte auch zur Selbstreflexion? Wenn du den Text mit deinen vorherigen vergleichst, erkennst du ganz klar, was du in einen Jahr für Fortschritte gemacht und Erkenntnisse gewonnen hast 🙂 Sicherlich war der Weg nicht immer bequem und fand den einen oder anderen Tiefpunkt in einer Krise. Ich finde diese Krisen klasse, weil dann etwas komplett neues entstehen kann, wobei ich während einer Krise sicherlich ein wenig anders denke 🙂 Es gibt so ein Idee auf welches so ziemlich alle Heldengeschichten basieren, die so genannte Heldenreise oder „heros journey“ (ich möchte kein Link posten, doch google hilft dir bei Interesse ganz fix ). Grob: Der Held entdeckt einen Mangel („es fehlt etwas“), Der Held erkennt eine Aufgabe, weigert sich zu Beginn der Aufgabe sich zu stellen, bekommt Hilfe durch ein Mentor, Held stellt sich der Aufgabe indem er die alte Welt verlässt und in die unbekannte neue Welt eintritt, dort trifft er Freunde und Feinde, gelangt am Ende an einen Tiefpunkt, wo alte Dinge (Fähigkeiten, Ansichten usw.) absterben und neue enstehen, meistert die Aufgabe und kehrt mit neuen Erkenntnissen in die bekannte Welt zurück, die alte Welt verändert sich durch die neuen Dinge der unbekannten Welt.Z.B. basieren Star-Wars, Herkules, Odysseus, Der Herr der Ringe, Pretty Woman usw. auf dieser Idee. Sprache finde ich auch sehr interessant, besonders wenn ich hinter meinen geistigen Horizont blicke. Z.B. ist mir vor kurzem bewusst geworden, wie unlogisch unsere Sprache ist. Das ganze System, wann ein Substantiv maskulinum, femininum oder neutrum ist, erscheint mir absurd 😀 Wir Deutsche können das nur sicher bestimmen, weil wir nicht wissen, dass beispielsweise alle Monate maskulinum oder Wörter mit –heit, -keit und –schaft feminimum sind. Dabei hat jede Sprache seine Features, z.B. ist es im chinesischen möglich, Sätze zeitunabhängig auszudrücken, was in der dt. Sprache unmöglich ist, da wir stets den Zeitraum durch konjugieren des Verbs verraten Ich habe auch sehr gern an meiner Bachelorarbeit gewerkelt, jedoch nicht so gerne geschrieben, weswegen es so war, dass ich nur Monate gebastelt und geforscht habe und 2 Wochen geschrieben 😀 Dafür ging dann auch mein kompletter Urlaub drauf T_T
28. Dezember 2016 at 10:50Hallo Pepper,ja ich nutze meine Texte auch zur Selbstreflexion und durch meinen Blog sehe ich jetzt viel deutlicher, wie ich mich entwickle und was für Fortschritte ich mache. Das ist ziemlich cool, weil es einem sonst selber nie so deutlich auffallen würde. Für mich war 2016 als mein erstes "Bloggerjahr" wirklich etwas ganz besonderes und ich habe viele Veränderungen durchlebt. (Darüber werde ich in ein paar Tagen einen Artikel posten)Die Heldengeschichte ist ja eigentlich der Grundbaustein jeder Geschichte, in jedem Film oder Buch 🙂 Ich schreibe ja auch selber Geschichten, weshalb ich mich mit dem Aufbau ein bisschen auskenne 🙂 Eine Geschichte lebt ja quasi von der Entwicklung des Hauptcharakters und dafür braucht er Hindernisse, die er überwinden soll. Dabei kommt es dann natürlich auch zu mehreren Krisen, was die Geschichte spannender macht. Ich sehe wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten 🙂 Ich denke sehr oft über Eigenarten von Sprachen nach und finde es immer wieder faszinierend, was Sprachen alles über die Kultur der Länder und die Mentalität der Menschen aussagen können. Viele liebe Grüße 🙂
28. Dezember 2016 at 14:09