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Fresssucht – Die emotionale Bindung zum Essen

Wir alle haben sicher schon einmal viel zu viel gegessen. So viel, dass uns danach einfach nur schlecht war und wir uns unwohl gefühlt haben. Vor allem an Weihnachten oder Geburtstagen oder eigentlich bei jeder Veranstaltung, auf der es viele leckere Dinge zu essen gibt, können wir oft nicht genug bekommen. Wir wollen von allem probieren und überschreiten unser Limit. Stopfen uns voll, bis wir platzen.

Das ist ja auch nicht schlimm, passiert halt mal. Manchmal sind unsere Augen eben größer, als unser Hunger. Aber was ist, wenn so ein Verhalten zur Gewohnheit wird? Wenn wir uns zu oft zu voll stopfen, wenn wir unseren Hunger nicht mehr kontrollieren können? Wenn wir das Sättigungsgefühl verloren haben?

Probleme durch Ernährungsumstellung 

Als ich meine Ernährung umgestellt habe, hatte ich genau diese Probleme. Ich habe angefangen gesünder zu essen, da ich erst an chronischen Blasenentzündungen und dann an massiven Haut- und hormonellen Problemen litt. Ich wollte meinen Körper stärken, so dass er sich von Innen heraus selber heilen kann. Unsere Ernährung ist einfach enorm wichtig, wenn es um Gesundheit und Wohlbefinden geht.

So eine Ernährungsumstellung auf eine basische Diät ist anfangs nicht leicht. Man muss sich erst zurecht finden, über verschiedene Lebensmittel lernen. Ersatzprodukte entdecken. Und lernen, bestimmte Dinge einfach nicht mehr zu essen. Natürlich hat man nicht von Anfang an den perfekten Ernährungsplan. Zumindest hatte ich ihn nicht.

Hungern und Fressattaken 

Wahrscheinlich hab ich deshalb anfangs auch viel zu wenig Kalorien zu mir genommen. Dieses ständige Kaloriendefizit hat natürlich zu dauerhaftem Hunger geführt, was in Fressattacken geendet hat. Und so habe ich angefangen, mich ständig zu überfressen. Nicht unbedingt mit ungesundem Zeug, meistens sogar mit sehr nährstoffreichen Lebensmitteln. Trotzdem habe ich bei jeder Mahlzeit so viel gegessen, dass mir danach mein Magen weh tat. Ich konnte einfach nicht aufhören. Ich hatte das Gefühl, dass ich weiter essen musste. Irgendeine Leere füllen.

Meine Portionen wurden immer größer und schon nach dem Frühstück war mir schlecht und ich musste ein bisschen sitzen bleiben, bevor es weiter gehen konnte. Natürlich war das nicht gut für mich. Ich bin zwar kein Mensch, der schnell zunimmt und war immer sehr schlank, aber nach ein paar Monaten merkte ich es ganz deutlich an meinem Bauch. Ich hatte richtiges „skinny fat“ bekommen. Und das obwohl ich viel Sport machte und gesünder aß, als je zuvor. Nur eben viel zu viel.

Es war plötzlich wie ein Zwang. Ich musste ständig an Essen denken und wenn ich anfing, konnte ich nicht mehr aufhören. Das hatte ich früher nie. Früher wusste ich ganz genau, wann ich satt war. Jetzt kannte ich keine Grenzen mehr.

Das passiert oft bei einer Ernährungsumstellung, oder bei einer strengen Diät. Auch wenn man genug Kalorien zu sich nimmt. Wieso passiert so etwas? Wieso überfressen wir uns? Wieso können wir auf einmal nicht mehr genug bekommen?

Unsere Bindung zum Essen 

Wir haben eine ganz bestimmte Bindung zum Essen. Eine emotionale. Essen bedeutet überleben. Als Baby wurden wir gefüttert, was auch ein Zeichen der Liebe unserer Eltern zu uns war. Wenn wir als Kind etwas gut gemacht haben, dann wurden wir mit Süßigkeiten belohnt. Wenn wir etwas böses getan haben, dann haben wir vielleicht einmal nicht zu essen bekommen. Es ist ganz klar, dass Essen für uns auch etwas emotionales ist. Wir haben es so gelernt.

Wir fressen oft, um vor unseren negativen Emotionen wegzulaufen. Sie „zu zuschütten“. Wir weichen unseren Problemen damit aus. Betäuben uns damit oder fressen unsere Wut, im wahrsten Sinne des Wortes, in uns hinein. Die Ursache für eine Fresssucht sind sehr häufig, oder vielleicht sogar immer, unterdrückte emotionale Probleme.

Gewichtszunahme ist eine Art von Schutz. Wir sehnen uns nach Sicherheit und bauen uns deshalb sozusagen ein Schutzschild um uns herum auf. Essen lässt einen sich für kurze Zeit besser fühlen. Es ist wie ein kleiner Trost, eben eine Belohnung. Es gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Wie damals, als unsere Eltern uns gefüttert haben.

Schuldgefühle machen alles schlimmer 

Wenn dann aber die Fressattacke vorbei und uns schlecht ist, dann kommen die bitteren Schuldgefühle. Warum hast du schon wieder so viel gefressen? Jetzt ist dir schlecht, das hast du davon! Du wirst immer fetter, warum hörst du nicht auf damit? Warum hast du das nur getan? Du hast wirklich null Selbstdisziplin!

Und wenn man dann auch noch das „falsche“ gegessen hat, etwas, das man eigentlich nicht mehr essen wollte, dann ist die Reue noch größer und die Scham und Schuldgefühle sind noch stärker.

Was können wir tun, um unser natürliches Sättigungsgefühl wieder herzustellen? Um wieder eine gesunde Beziehung zum Essen zu entwickeln?

Was will uns unser Körper sagen? 

Zuerst einmal sollten wir beobachten, welche Art von Essen wir am meisten brauchen. Wenn wir ein starkes Verlangen nach etwas Süßem haben, dann bedeutet das auf einer körperlichen Ebene meist, dass unsere Zellen nicht genug Energie bekommen und wir ein Mineralien-Defizit haben. Auf einer mentalen Ebene bedeutet es, dass wir traurig oder depressiv sind und eben gerne etwas „Süßes“ in unserem Leben hätten.

Das Verlangen nach Salzigem deutet zum einen auf einen gestörten Wasserhaushalt und zum anderen auf einen Widerstand, gegen den natürlichen Fluss des Lebens hin. Wir haben Angst vor Veränderungen und „versteifen“ uns deshalb.

Wenn wir nicht aufhören können, uns mit fettigen Sachen voll zustopfen, dann weist das einerseits eventuell auf einen Kalzium-Mangel und andererseits auf ein geringes Selbstwertgefühl hin.

Die Lösung ist also, seine Probleme zu identifizieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, anstatt sie ins sich reinzufressen. Wir müssen lernen, uns selber zu akzeptieren und uns öfter etwas gutes tun (das nichts mit Essen zu tun hat), authentisch zu sein und darauf zu vertrauen, dass wir genau da sind, wo wir gerade sein sollen.

Hör auf deinen Körper! 

Wir müssen wieder eine Verbindung zu unserem Körper herstellen. Uns fragen, ob wir wirklich Hunger haben und nicht einfach nur gestresst, wütend oder traurig sind. Uns fragen: Warum will ich essen? Aus Langeweile? Aus Frust? Oder weil ich hungrig bin? Vielleicht habe ich auch einfach nur Durst? Wir müssen lernen, auf unseren Körper zu hören, ihn gut zu behandeln. Genug schlafen, Stress vermeiden, nicht zu viel Alkohol trinken, dafür umso mehr Wasser. Etwas gegen die Langeweile tun und das Richtige essen.

Aber vor allem sollten wir uns nicht fertig machen, wenn wir einen Rückschlag erleiden. Wir sollten geduldig mit uns sein und uns vertrauen. Und dann vertraut uns unser Körper irgendwann auch wieder. 🙂 

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4 Comments

  • Reply KES (Künstlerseite von Ertle Susanne)

    Was wirklich hinter den verschiedenen Verlangen steckt ist sehr interessant, vielen Dank für diese Info.

    12. Juli 2016 at 20:51
  • Reply Marina

    Ja, das finde ich auch. Danke für deinen Kommentar 🙂

    14. Juli 2016 at 21:11
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