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Angst vor der Angst – Wie man seine Ängste versteht und überwindet

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Es gibt nur eine Sache, die uns im Leben davor zurückhält das zu tun, was wir tun möchten: Angst! Sie steckt hinter jedem unerfüllten Traum, hinter jeder zerbrochenen Beziehung, hinter jedem leeren Bankkonto, hinter jedem Kampf, hinter jedem Streit, hinter jedem Diebstahl und hinter jedem unerfüllten und monotonen Leben. Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass. Es ist Angst! Denn auch hinter Hass steckt nichts anderes, als Angst. 

Wir haben Angst davor nicht genug zu sein. Wir fürchten uns vor Ablehnung, vor Versagen und vor der Zukunft, weil sie unbekannt ist. Die Vorstellung, verlassen und verletzt zu werden lässt uns eine Mauer um unsere Gefühle bauen. Die Angst vor dem Urteil anderer bringt uns zum Schweigen. Große Verpflichtungen sind furchteinflössend, weshalb wir ihnen aus dem Weg gehen. Wir machen uns so viele Gedanken darüber, unbedeutend zu sein, dass wir unseren wahren Wert aus den Augen verlieren.

 

Was ist Angst?

Angst ist eine Illusion. Sie ist lediglich ein Produkt unserer verwirrten Gedanken. Angst besteht aus unseren Erinnerungen, Glaubenssätzen und  aus unserer subjektiven Wahrnehmung, die wir mit der Realität verwechseln. Unsere Einstellung bestimmt unsere Erfahrungen und unsere Erfahrungen bestimmen unsere Ängste. Angst existiert nur dann, wenn wir an sie glauben. Und je mehr wir an sie glauben, desto mehr Erfahrungen werden wir machen, die uns darin bestätigen.

Ich zum Beispiel, hatte früher sehr viel Angst davor, Referate zu halten. In meinem Kopf waren Referate immer mit einem Gefühl der Angst verbunden. Jedes mal also, wenn wir in der Schule einen Vortrag halten mussten, war ich schon Stunden davor aufgeregt. Ich bekam schwitzige Hände, mein Herz schlug schneller und meine Gedanken rasten. 

Und warum? Weil ich mir in meinem Kopf ausmalte, was alles passieren könnte. Ich hatte Angst davor, dass mir niemand zuhören und die Klasse es langweilig finden würde. Oder dass mir etwas peinliches passieren könnte. Ist diese Gefahr real? Nein, denn all das spielte sich lediglich in meinem Kopf ab. Angst ist nie im Hier und Jetzt, sie bezieht sich immer nur auf die Zukunft oder die Vergangenheit.

 

Wie entsteht Angst?

Unser Unterbewusstsein kann jedoch zwischen Realität und Fantasie nicht unterscheiden. Wenn unser Gehirn eine Gefahr erkennt, dann wechselt es automatisch in den sogenannten „Fight or Flight“ Modus. Das bedeutet, unser Herz schlägt schneller, unser Blutdruck steigt und unser Körper bereitet uns darauf vor, zu flüchten.

Sobald unsere Amygdala (der Teil unseres Gehirns, dessen Aufgabe es ist, nach Gefahren Ausschau zu halten und uns zu beschützen) eine Gefahr wahrnimmt, sorgt sie dafür, dass mehr Cortisol und Epinephrin ausgeschüttet wird. Dies versetzt unseren Körper in Alarmbereitschaft, weshalb wir Symptome wie Herzklopfen und schwitzige Hände erleben. 

Natürlich gibt es Gefahrensituationen, in welchen der „fight or flight“ Modus durchaus nützlich ist. Wenn wir auf der Straße stehen und ein Auto mit voller Geschwindigkeit auf uns zufährt, dann kann uns die erhöhte Alarmbereitschaft unseres Körpers das Leben retten! Da unser Unterbewusstsein jedoch nicht zwischen akuter Gefahr und Fantasien unterscheiden kann, schlägt es oft falschen Alarm. In 80-90% der Fälle, wird das wovor wir Angst haben nämlich niemals passieren.

 

Angst existiert nur in deinem Kopf

In der Situation in der ich Angst vor Referaten habe, ist keine echte Gefahr vorhanden. Die Gefahr existiert lediglich in meinem Kopf. Ich muss nicht um mein Leben rennen, meine Gesundheit ist nicht gefährdet. Es ist lediglich mein mindset, dass mich ängstlich macht. Meine Gedanken, die mich einsperren. Es sind meine Fantasien, die eine Gefahr produzieren, die es nur in meinen Kopf gibt.

Und je mehr ich diese Angst füttere, desto stärker wird sie und desto mehr bestätigt mich meine Wahrnehmung und meine Erfahrung, dass sie tatsächlich real ist. Je ängstlicher ich bin, desto mehr Fehler mache ich und desto schlechter wird mein Vortrag werden. Und je schlechter mein Vortrag ist, desto mehr werden meine Ängste davor, dass niemand mir zuhören wird und der Klasse langweilig ist, natürlich bestätigt. 

Würde ich dagegen selbstbewusst und sicher auftreten, ohne Angst davor, etwas falsch zu machen, dann würde ich auch ganz anderes rüber kommen. Ich würde einen spannenden Vortrag halten, weil ich wüsste, dass ich es kann. Meine sichere Stimme würde die Klasse dazu bringen zuzuhören und aufmerksam zu bleiben. Und selbst wenn der Vortrag nicht perfekt wäre wüsste ich, dass mir nichts passieren kann.

 

Angst ist nicht dein Feind

Auch wenn Angst nur eine Illusion ist heißt das nicht, dass sie unbedeutend oder unberechtigt ist! Angst hat uns immer etwas wichtiges zu sagen. Ohne Angst, hätten wir keine Ahnung, wer wir eigentlich sind. Sie ist sogar das beste Mittel dafür, das herauszufinden. Sie zeigt uns, dass da etwas in uns ist, das wir uns genauer ansehen sollten. Und deshalb trägt sie unglaublich viel zu unserem Wachstum bei.

Wenn wir Angst vor uns wegstoßen und zu unserem Feind erklären, dann verpassen wir die Chance uns wirklich kennenzulernen und zu wachsen. Angst bringt uns dazu zu handeln, sie weckt uns auf und rüttelt uns wach. Sie zeigt uns, dass wir eine Entscheidung treffen müssen. Sie beschützt uns und sie hilft uns dabei, uns besser kennenzulernen, indem sie uns unsere Schattenseite zeigt. 

 

Was wir gegen unsere Ängste tun können

Auch wenn Angst wertvoll ist sperrt sie uns ein. Aber wir haben immer die Möglichkeit, unsere Ängste zu überwinden und uns von ihnen zu befreien. Hier sind drei Schritte, die mir persönlich dabei geholfen haben.

 

1. Seine Ängste verstehen und respektieren

Sobald wir unsere Ängste verstehen sehen wir sie schon in einem ganz anderen Licht. Es ist daher wichtig zu verstehen, woher die Angst kommt. Wir können uns also selber fragen, was dahinter steckt. Ein Erlebnis aus unserer Kindheit? Vielleicht eine andere, tiefer sitzende Angst? Wo liegt die Ursache? Wir müssen uns mit unserer Schattenseite auseinandersetzen, um Licht ins Dunkle zu bringen.

Oft nutzen wir Angst auch als Ausrede oder als Rechtfertigung für unser Verhalten. Wenn wir das tun, machen wir uns jedoch selber zum Opfer. Wir alleine sind dafür verantwortlich, in welche Richtung wir unser Leben steuern. Jeder hat Angst und das ist total okay. Aber jeder hat auch das Potential in sich, sich seinen Ängsten zu stellen. 

 

2. Perspektive wechseln

„Was, wenn es nicht klappt?“ – Diese Frage macht uns Angst. Wir malen uns Dinge aus, die passieren könnten, kreieren Worst-Case-Szenarios und machen dadurch unsere Angst immer größer. Wie wäre es mal mit einem Perspektivenwechsel? Anstatt uns zu fragen, was passieren würde wenn es nicht klappt, könnten wir uns fragen, was denn passieren würde, wenn es klappt! Wenn wir unsere Perspektive verändern, verändert sich auch unsere Angst.

Sobald wir denken, dass etwas möglich ist, werden wir auch handeln. Und wenn wir handeln, dann werden wir auch Ergebnisse sehen. Wir wissen ja jetzt, dass unsere Angst oft nur ein falscher Alarm ist. Finden wir also heraus, was dahinter steckt! Wir sollten nicht alles glauben, was wir lesen oder hören, wir sollten es überprüfen und unsere eigene Meinung bilden! Wir sollten uns fragen, ob diese Angst nur unsere Handlung verzögert, oder ob sie uns beim Wachstum hilft. Wenn sie das nämlich nicht tut, brauchen wir sie nicht.

 

 3. Sich seinen Ängsten stellen

Der einzige Weg eine Angst zu besiegen ist, sich ihr zu stellen. Wenn wir mutig genug sind, das zu tun, dann werden wir bald merken, dass unsere Angst verschwindet. In Situationen in denen wir unsere Ängste konfrontieren ist es wichtig, seinen Körper zu beruhigen. Tief ein und ausatmen macht uns ruhiger und lässt uns wieder klarer denken. Sich immer wieder Challenges zu setzten und diese zu meistern gibt uns mehr Selbstvertrauen und macht uns klar, dass wir alles schaffen können.

In vielen Situationen brauchen wir einfach nur Vorbereitung und Übung, um Ängste zu überwinden. Je öfter ich ein Referat in der Schule halten musste, desto leichter wurde es. Je besser ich mich darauf vorbereitet habe, desto sicherer war ich. Und wenn man eine Sache immer und immer wieder tut, verschwindet die Angst irgendwann ganz von alleine.

 

Angst ist dein Freund

Auch wenn Angst eine Illusion ist lebt sie in jeder Zelle unseres Körpers. Deshalb ist es wichtig sie zu verstehen, um sie zu überwinden. Wenn wir uns fragen, wie Angst uns dabei helfen kann, herauszufinden wer wir sind, dann wird sie uns genau das zeigen.  

Das Leben wird uns immer und immer wieder mit unseren Ängsten konfrontieren, damit wir lernen sie zu überwinden. Manchmal ist Angst genau das was wir brauchen, um endlich aufzuwachen. Manchmal lässt das Leben uns keine andere Wahl. Entweder wir stellen uns unserer dunklen Seite und wachsen dadurch, oder wir laufen weg und leben für immer in Angst.

 

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8 Comments

  • Reply undiversell

    Mein Thema, liebe Marina! Angstfrei leben ist ein hohes Ziel, das es lohnt zu erreichen. Ganz toller Artikel! Danke dafür! LG Undine

    5. März 2018 at 9:49
    • Reply Marina

      Vielen Dank für dein tolles Feedback liebe Undine 🙂
      Freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt!
      Liebe Grüße <3
      Marina

      7. März 2018 at 10:45
  • Reply Peter Fiedler

    Hallo Marina, diesen Artikel hast Du wirklich gut geschrieben und ich befasse mich auch mit dem Ziel ein angstfreies Leben zu führen. Ich habe mal den Aufbau unseres Gerhirns genauer unter die Lupe genommen und einen Blogartikel darüber auf meiner Web-Site veröffentlicht. Schau doch mal rein und hinterlasse einen Kommentar.

    Liebe Grüße

    Peter

    10. März 2018 at 10:27
    • Reply Marina

      Hallo Peter,
      vielen Dank für dein Feedback 🙂 Das hört sich sehr interessant an, da schaue ich doch auf jeden Fall vorbei. Hast du einen Link für mich?
      Liebe Grüße
      Marina

      12. März 2018 at 10:50
  • Reply Peter Fiedler

    Ich selbst hatte sehr lange mit meinen Ängsten zu kämpfen und habe sie mittlerweile größtenteils überwunden. Und es war wirklich ein ganzer Sack voll, von diesen Hirngespinsten.

    10. März 2018 at 10:31
    • Reply Marina

      Das ist toll! Dann hast du ja sicher eine Menge Erfahrung und kannst anderen dabei helfen, ihre Ängste ebenfalls zu überwinden. 🙂
      Liebe Grüße
      Marina

      12. März 2018 at 10:52
  • Reply Alma

    Hallo Marina, ich bin erst 15 Jahre alt und habe zur Zeit sehr mit der Angst zu kämpfen dass es mir wo anders als zu Hause nicht gut geht. In ein paar Tagen fahre ich mit meiner Schwester alleine auf ein Jugend Camp, 10 Stunden Busfahrt von zu Hause entfernt. Damit werde ich meine Angst wohl konfrontieren und sie zu überwinden versuchen. Vielen Dank für diesen tollen Artikel, er hat mir sehr geholfen meine Angst zu verstehen und sie vielleicht bald überwinden zu können. Vielen Dank. LG Alma

    28. Juli 2018 at 15:45
    • Reply Marina

      Hallo Alma, vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Es freut mich sehr, dass dir mein Artikel weiterhelfen konnte. Ich wünsche dir ganz viel Stärke und hoffe, du hast auf dem Jugend Camp eine wundervolle Zeit. In deinem Alter war ich auch in so einem Camp und ich hatte sehr viel Spaß dort. Vielleicht wirst du dieselbe Erfahrung machen 🙂
      Viele liebe Grüße und alles Gute
      Marina

      29. Juli 2018 at 21:04

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